Ruine Neuburg – steinerne Zeugin des Mittelalters
Im Mittelalter waren es die Welfen, die sich die beherrschende Lage Koblachs im Rheintal zu Nutze machten. Koblach war wie Lustenau ein Reichshof und gehörte den Welfen als Reichslehen. Diese ließen um 1100 n. Chr. die Neuburg zur Sicherung ihres Grundbesitzes im Rheintal und als Stützpunkt für die Ausdehnungsbestrebungen nach Oberrätien und Italien erbauen. Von den Welfen erbten die Staufer unter Kaiser Friedrich Rotbart im Jahre 1191 unter anderem die Neuburg mit Zubehör. Die Welfen hatten eines ihrer Dienstmannengeschlechter aus der Ravensburger Gegend auf die Neuburg gesetzt. Dieses nannte sich nun nach ihrem Sitz “von Neuburg”, später “Tumb, Ritter von Neuburg.” Sie waren als Reichsritter in mächtiger Position den Montfortern ein Dorn im Auge. Diese fügten in einer vom Zaun gebrochenen Fehde den Tumb 1311 eine schwere Niederlage zu. 1362 überfiel Graf Rudolf von Montfort-Feldkirch sogar seinen Neffen Hugo von Tumb und inhaftierte ihn. Nach seiner Freilassung verkauften Hugo von Tumb und seine Neffen 1363 die Burg und Herrschaft Neuburg an die Herzöge von Österreich und setzten damit den Montfortern einen mächtigen Nachbarn vor die Nase. Das heutige Koblach entspricht in etwa der damaligen Herrschaft Neuburg. Es wurde also als erster Ort Vorarlbergs österreichisch.
Die Herrschaft Neuburg wurde vom Hause Österreich meistens verpfändet und von Vögten verwaltet. 1852 lösten die Habsburger die Pfandschaft um 74.000 Gulden ein. Die Herrschaft Neuburg ging in Staatsbesitz über. 1864 kaufte die Gemeinde Koblach die Ruine Neuburg und den Schloßwald um 6.600 Gulden. Die Herrschaft Neuburg hatte ein eigenes Niedergericht. Ein Ammann sprach mit fünf Geschworenen Recht. Die Bayern lösten 1806 das Gericht Neuburg auf und teilten es dem Landesgericht, heute Bezirksgericht, Feldkirch zu. Aus Gericht und Herrschaft Neuburg wurde die Gemeinde Koblach, die aber erst 1849 aus der Vormundschaft des Staates befreit und wirklich selbständig wurde.
Überschwemmungen und Flussregulierungen
Besonders gezeichnet wurde das Schicksal von Koblach durch den Rhein und seine vielen Überschwemmungen. Diese verhinderten eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung und verdammten Koblach mit den übrigen Rheingemeinden zur Armut. Immer wieder wurden die Leute zum Bau von Wuhren und Dämmen und deren Instandhaltung aufgerufen. Erst unter dem genialen Ingenieur Alois Negrelli, dem Planer des Suezkanals, kam es zu überörtlicher Planung und dauerhafter Bauweise von Dämmen. Durch die Regulierungsarbeiten, die Abholzung des Rheinvorlandes und die Erhöhung der Hochwasserdämme scheint die Überschwemmungsgefahr nun endgültig gebannt. Die 1875/76 an Stelle der früheren Fähre erbaute hölzerne Rheinbrücke mit 186 m Länge wich 1966/67 einer 257 m langen Eisenbetonkonstruktion über den Rhein.
Landwirtschaft und Torfstich
Wirtschaftlich gesehen war Koblach bis nach dem zweiten Weltkrieg eine rein bäuerliche Gemeinde, in der fast in jedem Haus eine kleine, nebenberufliche Landwirtschaft betrieben wurde. Die rasch fortschreitende Industrialisierung machte aus Koblach eine Arbeiter- und Pendlergemeinde. Viele Landwirte hatten seit Beginn des 19. Jahrhunderts im Torfstich einen günstigen Nebenerwerb gefunden, der für sie bis in die 30er Jahre dieses Jahrhunderts eine bedeutende Bargeldquelle bildete. Seit etwa 1970 herrscht auch auf dem letzten Schollenmahd in Koblach Ruhe. Geblieben ist der Ortsübername “Schollafreasser,” und die Faschingszunft nennt sich nostalgisch “Schollasteacher.”
Schollasteacher
Etwa 140 Jahre lang wurde in Koblach zwischen Birken und Schlosswald, vom Kohlplatz über Broma bis zur Dürne Torf abgebaut. „Scholla steacha” war vor dem Aufkommen der Stickerei eine wichtige Einkommensquelle. 1970 wurde das letzte Schollaloch geschlossen. Fünf Jahre später wurde die Faschingsgilde Schollasteacher gegründet, die die Tradition des Schollenstechens aufrecht erhält. Mehr dazu unter Schollaloch & Brauchtumspflege – Gemeinde Koblach (your-server.de)
Stickerei
Um die Jahrhundertwende brachte die Handstickerei eine erste wirtschaftliche Blütezeit für Koblach. Mancher Stickereianbau zeugt jetzt noch von dieser “goldenen” Zeit, der auch die 1905 bis 1907 fast ausschließlich aus Eigenmitteln erbaute, für eine kleine Landgemeinde sehr große Pfarrkirche ihr Entstehen verdankt. In kirchlicher Hinsicht gehörte Koblach ursprünglich zur Pfarre St. Peter in Rankweil. Da Koblach aber zwei Gehstunden von Rankweil entfernt ist und die Zahl der Einwohner immer zunahm, wurde Koblach 1675 eine eigene Pfarre.